Pressemitteilung zu der Mahnwache „Kein Platz für Antisemitismus“ an der Gelsenkirchener Synagoge am 14.05.2021

Pressemitteilung zu der Mahnwache „Kein Platz für Antisemitismus“ an der Gelsenkirchener Synagoge am 14.05.2021

Am Freitagabend (14.05.2021) gegen 17:00 fanden sich an der Synagoge in der Gelsenkirchner Innenstadt über 300 Menschen ein um ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen und ihre Solidarität mit der jüdischen Gemeinde zu zeigen. Anlass war eine pro-palästinensische Demonstration am vergangenen Mittwoch in Gelsenkirchen, bei der offen antisemitische Parolen gerufen wurden und versucht wurde zur Gelsenkirchener Synagoge vorzudringen.

Kathrin Ebers, Mitglied der Initiative gegen Antisemitismus Gelsenkirchen war erfreut über die Zahl der Besucher*innen: „Wir haben schon durch das hohe mediale Interesse mit vielen Teilnehmer_innen gerechnet, dass es aber über 300 Menschen werden, hat uns postiv
überrascht“.

Neben Vertreter_innen der Initiative gegen Antisemitismus Gelsenkirchen, der Demokratischen Initiative und der Stadt Gelsenkirchen, der Gewerkschaft GEW, der Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit bei
Rassismus und Antisemitismus SABRA-NRW, dem Jungen Forum der Deutsch Israelischen Gesellschaft, der Gesellschaft für christlich-Jüdische Zusammenarbeit, der Grünen Bundestagsabgeodneten Irene Mihalic hat auch Judith Neuwald-Tasbach, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, eine Rede gehalten.

Es wurde in den Reden die antisemitischen Geschehnisse vom vergangenen Mittwoch verurteilt und Solidariät mit der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen ausgesprochen.
Es wurde weiter darauf aufmerksam gemacht, dass Antisemitismus auch sonst eine reelle Gefahr für Jüdinnen und Juden darstellt und dass sich Stadt, Politik und Gesellschaft vehementer aktiv gegen Antisemitismus und jegliche Bedrohung jüdischen Lebens einsetzten müssen. In einigen Reden wurde auch auf israelbezogenen Antisemitismus aufmerksam gemacht, bei dem sich antisemitische Ressentiments hinter einer vermeintlich harmlosen Kritik an Israel und seiner Politik verstecken.

„Wir hoffen, dass die heutige Veranstaltung einen Anstoß gibt, dass Stadt, Politik und gesellschaftliche Akteur_innen langfristig und kontinuierlich noch enger und intensiver zusammen mit der jüdischen Gemeinde
an der Bekämpfung von Antisemitismus arbeiten.“ so Kathrin Ebers.

Dass Mitglieder der AfD der Mahnwache beiwohnen wollten, verurteilen wir auf das Schärfste. Kathrin Ebers dazu: „Rassismus, Hass und Hetze, wie sie die AfD verbreitet, darf in unserer Gesellschaft keinen Platz finden
und ist das letzte was wir und vorallem die jüdische Gemeinde momentan brauchen.“

Während der Mahnwache kam es keinen Zwischenfällen. Die Coronavorschriften wurden während der gesamten Zeit vorbildlich eingehalten.

Initiative gegen Antisemitismus Gelsenkirchen / 15.5.2021

 

Unser Redebeitrag auf der Mahnwache „Kein Platz für Antisemitismus“ am 14.5.2021

Ich begrüße euch auf der Mahnwache „Kein Platz für Antisemitismus – Solidarität mit der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen“. Schön, dass ihr so zahlreich erschienen seid.

Mir fehlen die Worte. Mir fehlen die Worte über das, was passiert ist; genauso wie am Mittwoch. Am Mittwoch als ich da vorne stand. Als ich diesen hasserfüllten Mob auf
die Synagoge zulaufen sah. Als ich nicht wußte, ob die wenigen in kürzester Zeit hier angekommenen Polizisten und Polizistinnen in der Lage sein werden den Aufzug vor der Synagoge zu stoppen.
Vor dem Gotteshaus meiner jüdischen Mitmenschen, meiner jüdischen Freunde und Freundinnen. Sie schafften es! Zum Glück!

Was ich dann sah und hörte war aber nicht minder erschreckend und angsteinflössend.
Mit zitternden Händen versuchte ich das zu dokumentieren, was ich eigentlich nicht für möglich gehalten hatte.
Ein Mob von 200 hasserfüllten Menschen steht vor einer Synagoge und brüllt immer wieder „Scheiß Juden“. „Scheiß Juden“.

Es war erschreckend, es war beängstigend, es war traumatisierend.

Ich war erleichtert als der Aufzug von der Synagoge wieder verschwand. Vorbei war er aber noch lange nicht. Immer wieder antisemitische Parolen brüllend einmal quer durch unsere Innenstadt.

Nachdem es möglich war, wieder klare Gedanken zu fassen, wurde mir klar, was hier passiert ist. Und meine Gedanken galten den Menschen die davon am allermeisten betroffen waren: unseren jüdischen Mitmenschen.
Das, was da passiert ist, ist eine Flamme, eine Glut von etwas, was sich schon einmal zu einem vernichtenden Feuer ausgebreitet hat, weil nicht genügend Menschen mit Wassereimern zum Löschen bereit waren. Lasst uns gemeinsam jeden Tag und vor allem in Situationen wie diesen gefüllte Wassereimer tragen um ein Feuer zu verhindern. Es geht dabei nicht nur um unsere jüdischen Freundinnen und Freunde, es geht hier um unsere Gesellschaft, um uns alle. Denn nur eine
Gesellschaft, die es schafft, alle seine Mitglieder zu schützen und ihnen Sicherheit bieten kann, ist eine intakte Gesellschaft, auch das haben wir aus der Geschichte gelernt.

Dass wir als Initiative gegen Antisemitismus heute dazu aufgerufen haben, solidarisch mit unseren jüdischen Mitmenschen zu sein, ist für
mich selbstverständlich. Für mich ist es nichts wofür sich jemand bedanken muss. Es ist einfach selbstverständlich. Eine Selbstverständlichkeit. Eine Selbstverständlichkeit, die es eigentlich bei jedem von uns geben sollte. Bei jedem, der die Geschichte kennt. Bei jedem, der weiß welch unendliches Leid die jüdische Gemeinschaft seit Jahrhunderten erlitten hat. Aber leider ist es bei vielen keine Selbstverständlichkeit. Und deshalb
sind wir so froh das ihr heute hier seid. Wir sind froh, dass wir der jüdischen Gemeinde in unserer Stadt zeigen können, dass sie nicht alleine steht. Dass es Menschen gibt, die sich
gegen Antisemitismus stellen und zeigen, dass sie Antisemitismus und Judenhass nicht hinnehmen und alle Energie dafür einsetzen,
Antisemitismus zurückzuweisen um den Platz der jüdischen Gemeinschaft in der Mitte unserer Stadtgesellschaft in Sicherheit zu bewahren.

Was uns als Initiative gegen Antisemitismus wichtig ist, ist dass Ereignisse vom Mittwoch, genau wie die Geschehnisse von Halle, nicht
ausschließlich zu Beileids- und Solidaritätsbekundungen führen, sondern
wir endlich gemeinsam anfangen kontinuierlich in allen gesellschaftlichen Bereichen und Institutionen eine intensive und
kontinuierlich Arbeit gegen Antisemitismus anzustrengen. Und damit meinen wir auch explizit jeden Antisemitismus.

Und was wir abschließend mit aller Deutlichkeit sagen müssen, ist dass die Geschehnisse vom Mittwoch nicht dazu genutzt werden um Hass, Hetze oder Rassismus zu verbreiten. Dem stellen wir uns als Initiative gegen Antisemitismus mit aller Deutlichkeit entgegen.
Denn eine weitere Spaltung durch Hass und Rassismus ist das letzte was wir und vor allem die jüdische Gemeinde in Gelsenkirchen momentan brauchen.

Ich danke euch.

Solidaritätskundgebung: „Kein Platz für Antisemitismus – Solidarität mit der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen“

Solidaritätskundgebung

„Kein Platz für Antisemitismus – Solidarität mit der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen“

Wann & Wo: Freitag 14.Mai 2021 um 17Uhr

Veranstalter_innen: Initiative gegen Antisemitismus Gelsenkirchen

Am vergangenen Mittwochabend (12.5.2021) zog eine anti-israelische Demonstration durch die Gelsenkirchener Innenstadt zur Synagoge. Ein massives Polizeiaufgebot konnte den Aufzug erst wenige Meter vor dem Eingang zur Synagoge stoppen.
Die Teilnehmer_innen riefen dabei anti-israelische und antisemitische Parolen. Mehrmals skandierte die Masse auch laustark „Scheiss Juden“ in Richtung der Synagoge.

Das wollen wir nicht unwidersprochen hinnehmen.

Nach den Vorfällen möchten wir mit einer Mahnwache vor der Synagoge in der Innenstadt unsere Solidarität mit der jüdischen Gemeinde zeigen. Wir möchten ein Zeichen setzen, dass wir diese antisemitischen Bedrohungen nicht hinnehmen und alle Energie dafür einsetzen,
Antisemitismus zurückzuweisen um den Platz der Jüdischen Gemeischaft in der Mitte unserer Stadtgesellschaft in Sicherheit zu bewahren.

Kommt am Freitag, den 14.5.2021 um 17Uhr zur Synagoge in Gelsenkirchen
und zeigt, dass Antisemtismus in Gelsenkirchen keinen Platz hat und wir
solidarisch an der Seite der jüdischen Gemeinde stehen.

Initiative gegen Antisemitismus Gelsenkirchen

Hinweis:
Die Veranstaltung ist bei den Behörden angemeldet.
Bitte tragt bei An- und Abreise sowie während der Veranstaltung eine medizinische Maske und haltet ausreichend Abstand.
Bitte bleibt bei Erkältungssymptomen oder Fieber der Veranstaltung fern.

 

Pressemitteilung zu der antisemitischen Demonstration in der Gelsenkirchener Innenstadt am 12.05.2021

Am Mittwochabend (12.5.2021) zog gegen 17:45 eine anti-israelische Demonstration
vom Gelsenkirchener Hauptbahnhof durch die Innenstadt über die Bahnhofstraße zur Synagoge in der Altstadt. Die Teilnehmer_innen riefen dabei anti-israelische und anti-jüdische Parolen.
Nur wenige Meter vor der Synagoge, in der Gildenstraße, konnte der Aufzug von der anrückenden Polizei gestoppt werden.

Dazu Kathrin Ebers, Mitglied der Initiative gegen Antisemitismus Gelsenkirchen: „Die Lage wirkte sehr bedrohlich und aggressiv, wir wollen uns gar nicht vorstellen was passiert wäre, wenn die Beamten den Aufzug nicht gestoppt hätten.“

Vor der Synagoge wurden immer wieder antisemitische Parolen wie „Kindermörder Israel“ oder „Hurensöhne Israel“ gerufen. Mehrmals skandierte die Masse auch laustark „Scheiss Juden“ in Richtung der Synagoge.

Neben Palästina-Flaggen waren auch auffällig viele Türkei-Fahnen zu sehen. „Es ist leider, insbesondere in Gelsenkirchen, nicht verwunderlich, dass auch türkische Rechte bei dem Protest waren.“ sagt Kathrin Ebers, „Das konnte auch schon bei ähnlichen Protesten in den letzten Tagen in anderen Städten beobachtet werden.“.

Nach ca. 10 Minuten in der Gildenstraße ohne Weiterkommen zog der Aufmarsch über die Bahnhofstraße zurück zum Hauptbahnhof. Auch hier kam es zu einer Vielzahl von antisemitischen Parolen. Südlich vom Hauptbahnhof wurde der Zug im Wiehagen von der Polizei festgesetzt.

Körperliche Gewalt oder Übergriffe konnten wir keine beobachten, trotzdem bleibt dieser unangemeldete Auflauf eine immense Bedrohung für Jüdinnen und Juden in Gelsenkirchen.

Es muss jetzt dringend etwas getan werden um den Schutz aller jüdischen Mitbürger_innen zu gewährleisten.
„Wir fordern die Stadt und politische sowie zivilgesellschaftliche Akteur_innen dazu auf sich gegen Antisemitismus zu bekennen und der jüdischen Gemeinschaft in Gelsenkirchen in diesen bedrohlichen Tagen aktiv beizustehen.“ so Kathrin Ebers.

Diese antisemitischen Bedrohungen dürfen nicht hingenommen werden, wir fordern konsequenteren Schutz der jüdischen Einrichtungen in Gelsenkirchen und bundesweit, sowie eine Sensibilisierung der Politik und
Mitbürger_innen gegen Antisemitismus!

Als Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft in unserer Stadt haben wir für Freitag eine Mahnwache „Kein Platz für Antisemitismus – Solidarität mit der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen“ angemeldet.

Weitere Informationen folgen nach Rücksprache mit der Versammlungsbehörde.

Initiative gegen Antisemitismus Gelsenkirchen

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Autokorso von Coronaleugner_innen am 18.4.2021 in Gelsenkirchen

Heute Abend ab 17Uhr rollt der nächste Autokorso von Coronaleugner_innen durch Gelsenkirchen.

Bei den vergangenen beiden Autokorsos wurde aus Lautsprechern die Pandemie geleugnet, gegen Wissenschaftler_innen und Politiker_innen gehetzt und Passanten mit Maske angepöbelt.  Mit dabei waren auch bekannte Neonazis, wie der rechte YouTuber Kevin Gabbe.

Immer wieder kommt es bei Veranstaltungen von Coronaleugner_innen zu antisemitischen Vorfällen.

Dabei wird z.B. immer wieder die Shoah relativiert in dem sich Anhänger_innen der Szene beispielsweise als Verfolgte inszenieren, indem sie sich nachempfundene Judensterne ans Revers heften oder von einem „Impfholocaust“ gesprochen. In dem antisemitischen Weltbild der Coronaleugner_innen und Querdenker_innen ist die aktuellen Pandemie zudem nur eine Erfindung von finanzstarken Strippenzieher_innen, die die Geschicke der Welt lenken und die Politik und Medien kontrollieren.

Solltet ihr heute einen solchen Vorfall beobachten, setzt euch gerne mit uns in Verbindung (auch anonym möglich).
Wir würden das vertraulich an entsprechende Stellen wie z.B. der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus RIAS e.V., zur Dokumentation weiterleiten.

Natürlich kann jede_r heute auch seinen_ihren Unmut über diese Veranstaltung kundtun.
Mit Schildern, Plakaten oder Trillerpfeifen kann jede_r zeigen, daß in Gelsenkirchen kein Platz für Antisemitismus und Hetze ist.

Gemeinsam Antisemitismus und Verschwörungsideologien

Weitere Infos:

Protest gegen Anti-Corona-Korso in Gelsenkirchen – Radio Emscher Lippe

Antisemitismus als einende Klammer – Ein Artikel von „Essen stellt sich quer“

 

Nachtrag:

Mit ca. 100 Autos sind die Coronaleugner_innen durch Gelsenkirchen gefahren und haben ihre Verschwörungserzählung verbreitet.

Wir konnten spontan mit Transparenten und Schildern zeigen, dass wir solidarisch mit den Opfern der Pandemie sind und ihrer kruden antisemitischen Weltsicht widersprechen.