Unser Redebeitrag auf der Mahnwache „Kein Platz für Antisemitismus“ am 14.5.2021

Ich begrüße euch auf der Mahnwache „Kein Platz für Antisemitismus – Solidarität mit der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen“. Schön, dass ihr so zahlreich erschienen seid.

Mir fehlen die Worte. Mir fehlen die Worte über das, was passiert ist; genauso wie am Mittwoch. Am Mittwoch als ich da vorne stand. Als ich diesen hasserfüllten Mob auf
die Synagoge zulaufen sah. Als ich nicht wußte, ob die wenigen in kürzester Zeit hier angekommenen Polizisten und Polizistinnen in der Lage sein werden den Aufzug vor der Synagoge zu stoppen.
Vor dem Gotteshaus meiner jüdischen Mitmenschen, meiner jüdischen Freunde und Freundinnen. Sie schafften es! Zum Glück!

Was ich dann sah und hörte war aber nicht minder erschreckend und angsteinflössend.
Mit zitternden Händen versuchte ich das zu dokumentieren, was ich eigentlich nicht für möglich gehalten hatte.
Ein Mob von 200 hasserfüllten Menschen steht vor einer Synagoge und brüllt immer wieder „Scheiß Juden“. „Scheiß Juden“.

Es war erschreckend, es war beängstigend, es war traumatisierend.

Ich war erleichtert als der Aufzug von der Synagoge wieder verschwand. Vorbei war er aber noch lange nicht. Immer wieder antisemitische Parolen brüllend einmal quer durch unsere Innenstadt.

Nachdem es möglich war, wieder klare Gedanken zu fassen, wurde mir klar, was hier passiert ist. Und meine Gedanken galten den Menschen die davon am allermeisten betroffen waren: unseren jüdischen Mitmenschen.
Das, was da passiert ist, ist eine Flamme, eine Glut von etwas, was sich schon einmal zu einem vernichtenden Feuer ausgebreitet hat, weil nicht genügend Menschen mit Wassereimern zum Löschen bereit waren. Lasst uns gemeinsam jeden Tag und vor allem in Situationen wie diesen gefüllte Wassereimer tragen um ein Feuer zu verhindern. Es geht dabei nicht nur um unsere jüdischen Freundinnen und Freunde, es geht hier um unsere Gesellschaft, um uns alle. Denn nur eine
Gesellschaft, die es schafft, alle seine Mitglieder zu schützen und ihnen Sicherheit bieten kann, ist eine intakte Gesellschaft, auch das haben wir aus der Geschichte gelernt.

Dass wir als Initiative gegen Antisemitismus heute dazu aufgerufen haben, solidarisch mit unseren jüdischen Mitmenschen zu sein, ist für
mich selbstverständlich. Für mich ist es nichts wofür sich jemand bedanken muss. Es ist einfach selbstverständlich. Eine Selbstverständlichkeit. Eine Selbstverständlichkeit, die es eigentlich bei jedem von uns geben sollte. Bei jedem, der die Geschichte kennt. Bei jedem, der weiß welch unendliches Leid die jüdische Gemeinschaft seit Jahrhunderten erlitten hat. Aber leider ist es bei vielen keine Selbstverständlichkeit. Und deshalb
sind wir so froh das ihr heute hier seid. Wir sind froh, dass wir der jüdischen Gemeinde in unserer Stadt zeigen können, dass sie nicht alleine steht. Dass es Menschen gibt, die sich
gegen Antisemitismus stellen und zeigen, dass sie Antisemitismus und Judenhass nicht hinnehmen und alle Energie dafür einsetzen,
Antisemitismus zurückzuweisen um den Platz der jüdischen Gemeinschaft in der Mitte unserer Stadtgesellschaft in Sicherheit zu bewahren.

Was uns als Initiative gegen Antisemitismus wichtig ist, ist dass Ereignisse vom Mittwoch, genau wie die Geschehnisse von Halle, nicht
ausschließlich zu Beileids- und Solidaritätsbekundungen führen, sondern
wir endlich gemeinsam anfangen kontinuierlich in allen gesellschaftlichen Bereichen und Institutionen eine intensive und
kontinuierlich Arbeit gegen Antisemitismus anzustrengen. Und damit meinen wir auch explizit jeden Antisemitismus.

Und was wir abschließend mit aller Deutlichkeit sagen müssen, ist dass die Geschehnisse vom Mittwoch nicht dazu genutzt werden um Hass, Hetze oder Rassismus zu verbreiten. Dem stellen wir uns als Initiative gegen Antisemitismus mit aller Deutlichkeit entgegen.
Denn eine weitere Spaltung durch Hass und Rassismus ist das letzte was wir und vor allem die jüdische Gemeinde in Gelsenkirchen momentan brauchen.

Ich danke euch.

Solidaritätskundgebung: „Kein Platz für Antisemitismus – Solidarität mit der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen“

Solidaritätskundgebung

„Kein Platz für Antisemitismus – Solidarität mit der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen“

Wann & Wo: Freitag 14.Mai 2021 um 17Uhr

Veranstalter_innen: Initiative gegen Antisemitismus Gelsenkirchen

Am vergangenen Mittwochabend (12.5.2021) zog eine anti-israelische Demonstration durch die Gelsenkirchener Innenstadt zur Synagoge. Ein massives Polizeiaufgebot konnte den Aufzug erst wenige Meter vor dem Eingang zur Synagoge stoppen.
Die Teilnehmer_innen riefen dabei anti-israelische und antisemitische Parolen. Mehrmals skandierte die Masse auch laustark „Scheiss Juden“ in Richtung der Synagoge.

Das wollen wir nicht unwidersprochen hinnehmen.

Nach den Vorfällen möchten wir mit einer Mahnwache vor der Synagoge in der Innenstadt unsere Solidarität mit der jüdischen Gemeinde zeigen. Wir möchten ein Zeichen setzen, dass wir diese antisemitischen Bedrohungen nicht hinnehmen und alle Energie dafür einsetzen,
Antisemitismus zurückzuweisen um den Platz der Jüdischen Gemeischaft in der Mitte unserer Stadtgesellschaft in Sicherheit zu bewahren.

Kommt am Freitag, den 14.5.2021 um 17Uhr zur Synagoge in Gelsenkirchen
und zeigt, dass Antisemtismus in Gelsenkirchen keinen Platz hat und wir
solidarisch an der Seite der jüdischen Gemeinde stehen.

Initiative gegen Antisemitismus Gelsenkirchen

Hinweis:
Die Veranstaltung ist bei den Behörden angemeldet.
Bitte tragt bei An- und Abreise sowie während der Veranstaltung eine medizinische Maske und haltet ausreichend Abstand.
Bitte bleibt bei Erkältungssymptomen oder Fieber der Veranstaltung fern.

 

Pressemitteilung zu der antisemitischen Demonstration in der Gelsenkirchener Innenstadt am 12.05.2021

Am Mittwochabend (12.5.2021) zog gegen 17:45 eine anti-israelische Demonstration
vom Gelsenkirchener Hauptbahnhof durch die Innenstadt über die Bahnhofstraße zur Synagoge in der Altstadt. Die Teilnehmer_innen riefen dabei anti-israelische und anti-jüdische Parolen.
Nur wenige Meter vor der Synagoge, in der Gildenstraße, konnte der Aufzug von der anrückenden Polizei gestoppt werden.

Dazu Kathrin Ebers, Mitglied der Initiative gegen Antisemitismus Gelsenkirchen: „Die Lage wirkte sehr bedrohlich und aggressiv, wir wollen uns gar nicht vorstellen was passiert wäre, wenn die Beamten den Aufzug nicht gestoppt hätten.“

Vor der Synagoge wurden immer wieder antisemitische Parolen wie „Kindermörder Israel“ oder „Hurensöhne Israel“ gerufen. Mehrmals skandierte die Masse auch laustark „Scheiss Juden“ in Richtung der Synagoge.

Neben Palästina-Flaggen waren auch auffällig viele Türkei-Fahnen zu sehen. „Es ist leider, insbesondere in Gelsenkirchen, nicht verwunderlich, dass auch türkische Rechte bei dem Protest waren.“ sagt Kathrin Ebers, „Das konnte auch schon bei ähnlichen Protesten in den letzten Tagen in anderen Städten beobachtet werden.“.

Nach ca. 10 Minuten in der Gildenstraße ohne Weiterkommen zog der Aufmarsch über die Bahnhofstraße zurück zum Hauptbahnhof. Auch hier kam es zu einer Vielzahl von antisemitischen Parolen. Südlich vom Hauptbahnhof wurde der Zug im Wiehagen von der Polizei festgesetzt.

Körperliche Gewalt oder Übergriffe konnten wir keine beobachten, trotzdem bleibt dieser unangemeldete Auflauf eine immense Bedrohung für Jüdinnen und Juden in Gelsenkirchen.

Es muss jetzt dringend etwas getan werden um den Schutz aller jüdischen Mitbürger_innen zu gewährleisten.
„Wir fordern die Stadt und politische sowie zivilgesellschaftliche Akteur_innen dazu auf sich gegen Antisemitismus zu bekennen und der jüdischen Gemeinschaft in Gelsenkirchen in diesen bedrohlichen Tagen aktiv beizustehen.“ so Kathrin Ebers.

Diese antisemitischen Bedrohungen dürfen nicht hingenommen werden, wir fordern konsequenteren Schutz der jüdischen Einrichtungen in Gelsenkirchen und bundesweit, sowie eine Sensibilisierung der Politik und
Mitbürger_innen gegen Antisemitismus!

Als Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft in unserer Stadt haben wir für Freitag eine Mahnwache „Kein Platz für Antisemitismus – Solidarität mit der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen“ angemeldet.

Weitere Informationen folgen nach Rücksprache mit der Versammlungsbehörde.

Initiative gegen Antisemitismus Gelsenkirchen

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Autokorso von Coronaleugner_innen am 18.4.2021 in Gelsenkirchen

Heute Abend ab 17Uhr rollt der nächste Autokorso von Coronaleugner_innen durch Gelsenkirchen.

Bei den vergangenen beiden Autokorsos wurde aus Lautsprechern die Pandemie geleugnet, gegen Wissenschaftler_innen und Politiker_innen gehetzt und Passanten mit Maske angepöbelt.  Mit dabei waren auch bekannte Neonazis, wie der rechte YouTuber Kevin Gabbe.

Immer wieder kommt es bei Veranstaltungen von Coronaleugner_innen zu antisemitischen Vorfällen.

Dabei wird z.B. immer wieder die Shoah relativiert in dem sich Anhänger_innen der Szene beispielsweise als Verfolgte inszenieren, indem sie sich nachempfundene Judensterne ans Revers heften oder von einem „Impfholocaust“ gesprochen. In dem antisemitischen Weltbild der Coronaleugner_innen und Querdenker_innen ist die aktuellen Pandemie zudem nur eine Erfindung von finanzstarken Strippenzieher_innen, die die Geschicke der Welt lenken und die Politik und Medien kontrollieren.

Solltet ihr heute einen solchen Vorfall beobachten, setzt euch gerne mit uns in Verbindung (auch anonym möglich).
Wir würden das vertraulich an entsprechende Stellen wie z.B. der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus RIAS e.V., zur Dokumentation weiterleiten.

Natürlich kann jede_r heute auch seinen_ihren Unmut über diese Veranstaltung kundtun.
Mit Schildern, Plakaten oder Trillerpfeifen kann jede_r zeigen, daß in Gelsenkirchen kein Platz für Antisemitismus und Hetze ist.

Gemeinsam Antisemitismus und Verschwörungsideologien

Weitere Infos:

Protest gegen Anti-Corona-Korso in Gelsenkirchen – Radio Emscher Lippe

Antisemitismus als einende Klammer – Ein Artikel von „Essen stellt sich quer“

 

Nachtrag:

Mit ca. 100 Autos sind die Coronaleugner_innen durch Gelsenkirchen gefahren und haben ihre Verschwörungserzählung verbreitet.

Wir konnten spontan mit Transparenten und Schildern zeigen, dass wir solidarisch mit den Opfern der Pandemie sind und ihrer kruden antisemitischen Weltsicht widersprechen.

Gedenkmahnwache zum 9.November an der alten Synagoge in Gelsenkirchen Buer

Gedenkmahnwache zum 9.November an der alten Synagoge in Gelsenkirchen-Buer.

Wann & Wo: Donnerstag 12.November 2020 um 17h30, Gustav Bär Platz, Buer
Veranstalter_innen: Initiative gegen Antisemitismus Gelsenkirchen ( @IgA_GE )

Am vergangenen Montag jährten sich die Novemberpogrome zum 82.Mal.

In diesen Tagen im November 1938 wurden auch in Gelsenkirchen die Synagogen in der Altstadt und in Buer sowie zahlreiche Geschäfte und Privatwohnungen verwüstet und geplündert. Die Novemberpogrome markierten eine massive Radikalisierung der antijüdischen Politik des NS-Regimes, die schließlich in der Shoa mündete.

Jedes Jahr wird auch in Gelsenkirchen an diese Ereignisse erinnert.

Da die große Öffentliche Gedenkkundgebung der „Demokratischen Initiative (DI)“ leider aufgrund der Coronasituation abgesagt wurde, haben wir uns spontan dazu entschieden eine kleine Gedenkmahnwache auf dem Gustav Bär Platz, an dem Ort der alten Synagoge in Buer, abzuhalten.

Aus behördlichen Gründen konnte die Veranstaltung nicht am 9.November stattfinden. Wir haben uns alternativ für den 12. November entschieden. Der 12.November ist für die Synagoge in Buer ebenfalls ein historisches Datum, denn am 12. November 1922 wurde die Synagoge, die bei den Novemberpogromen 1938 niedergebrannt wurde, eingeweiht.

Wir wollen einen Kranz und Blumen an dem Mahnmal niederlegen vorab wird es eine kurze Ansprache und eine Gedenkminute geben.

Wir beginnen um 17h30. Ihr seid recht herzlich eingeladen daran teilzunehmen.
Gerne könnt ihr auch ein paar Blumen mitbringen und am Mahnmal niederlegen.

Hinweis:
Die Veranstaltung ist bei den Behörden angemeldet und auf 30 Personen beschränkt.
Bitte tragt bei An- und Abreise sowie während der Veranstaltung eine Maske und haltet Abstand.
Bitte bleibt bei Erkältungssymptomen oder Fieber der Veranstaltung fern.

Initiative gegen Antisemitismus Gelsenkirchen

Gedenkmahnwache zum ersten Jahrestag des Anschlags auf die Synagoge in Halle

Gedenken zum ersten Jahrestag des Anscyhlags auf die Synagoge in Halle

Freitag 9.Oktober 2020 um 18Uhr

Georgstrasse Gelsenkirchen (vor der Synagoge)

Am 9. Oktober 2019 versuchte ein schwer bewaffneter Mann, die Synagoge der Jüdischen Gemeinde Halle zu stürmen, um unter den Jüdinnen und Juden, die dort den höchsten jüdischen Feiertag „Jom Kippur“ begingen, ein Massaker anzurichten. Nur das massive Tor der Synagoge verhinderte diesen Plan.

Der Täter erschoss daraufhin die Passantin Jana L. und machte sich auf den Weg zu einem naheliegenden Dönerimbiss. Dort erschoss er den 20-jährigen Kevin S. Ein Video, das er von der Tat streamte, und Dokumente, die er zuvor hochlud, belegen den rechtsextremen, antisemitischen und rassistischen Hintergrund der Tat.

Es handelt sich um einen der schwersten antisemitischen Anschläge der Nachkriegszeit in Deutschland und reiht sich in eine lange Liste zunehmender Gewalt gegen jüdisches Leben in Deutschland ein. Er steht stellvertretend für die wachsende Bedrohungslage, in der sich Jüdinnen und Juden wiederfinden, und die leider auch von einer weitestgehend schweigenden Mitte der Gesellschaft getragen wird.

Der erneute Angriff auf einen auf einen Menschen am jüdischen Laubhüttenfest vor einer Hamburger Synagoge vor wenigen Tagen macht dies abermals mehr als deutlich genauso wie die Notwendigkeit dem entgegen zu treten.

Deshalb, lasst uns dafür zusammenkommen und den Opfern von Halle sowie den Opfern antisemitischer und rassistischer Gewalt gedenken.
Lasst uns der jüdischen Gemeinde in Gelsenkirchen zeigen, dass wir an ihrer Seite stehen und dass wir uns dafür einsetzen, dass jegliche Formen von Antisemitismus in unserer Stadt und unserer Gesellschaft keinen Platz haben.

Wir, und die neue „Initiative gegen Antisemitismus Gelsenkirchen“ rufen dazu auf, sich am 9.10. 2020 um 18Uhr vor der Synagoge in der Gelsenkirchener Altstadt zu einer Mahnwache zu versammeln.

Schöne wäre es auch wenn jede_r eine Blume mitbringen würde, die wir dann zusammen als Zeichen der Anteilnahme vor der Synagoge niederlegen können.

Hinweise:

Die Veranstaltung ist bei den Behörden angemeldet.

Wir bitte alle Teilnehmer_innen die Hygienevorschriften einzuhalten.
Insbesondere eine Maske zu tragen und den nötigen Abstand von 1,5m einzuhalten.
Die Teilnehmer_innen-Anzahl ist auf 50 beschränkt.

Die “Initiative gegen Antisemitismus Gelsenkirchen“ ist ein Zusammenschluss von Einzelpersonen, die sich zum Ziel gesetzt haben an den Anschlag von Halle zu gedenken und auf die Bedrohung eines erstarkten Antisemitismus aufmerksam zu machen und den Betroffenen von Antisemitismus solidarisch zur Seite zu stehen.